Gelungener Saisonauftakt für Scheid Motorsport mit P 2
Einen durchaus gelungenen Start in die Motorsportsaison 2013 konnte das Team Scheid Motorsport aus Kottenborn feiern. Mit Rang 2 in der Klasse SP10 für GT4-Fahrzeuge war das Team rund um den fünfmaligen VLN-Meister Johannes Scheid mehr als zufrieden.
Allerdings begann das Wochenende mehr als schwierig für das Team Scheid Motorsport. Bei Testfahrten am Donnerstag verlor Max Partl auf noch leicht feuchter Strecke in der Kallenhard den Eifelblitz aus der Kontrolle und schlug vorne links in die Leitplanken ein. Sofort war Teamchef Johannes Scheid klar, dass die Schäden zu groß sind, um den Wagen am Samstag an den Start stellen zu können.
Glück im Unglück: der BMW M3 GT4 von Hermann Bock, mit dem das Team beim 24 Stunden Rennen von Barcelona einen souveränen Klassensieg feiern konnte, stand noch einsatzbereit bei BMW Partl bereit. Einigen Stunden Autobahnfahrt folgten zahlreiche Stunden Umbauarbeit in Kottenborn. Denn mit der Barcelona-Konfiguration war ein Nordschleifeneinsatz eher weniger sinnvoll, so dass Johannes Scheid, Chefmechaniker Sven Hoffmann sowie Pilot Jörg Weidinger in aufwändiger Nachtarbeit Hinterachse, Getriebe, Bremsen, Fahrwerk sowie verschiedene Kleinteile wechselten.
Jörg Weidinger: „Wir waren guter Dinge, es war ein sehr ergiebiger Test, aber der Crash hat uns leider zurückgeworfen. Egal, kann passieren, gab überhaupt keinen Vorwurf, wir sind ein Team. Wir haben dann versucht, die Dinge, die wir während des Tests beim Eifelblitz im Setup gefunden hatten, so gut es ging in das Schwesterauto zu übertragen. Und waren nach einem langen Tag in der Werkstatt sehr gespannt. Am Abend hab ich Hannes beim Essen aufmunternd gesagt, dass wir das Ding morgen trotzdem auf Pole in der GT4 stellen und er hat mich etwas ungläubig angeschaut und gesagt „Wenn Du meinst?“.“
Freitag Nachmittag noch das zeitaufwändige Bekleben des Fahrzeugs sowie die technische Abnahme und am Samstagmorgen stand der Bock-BMW top vorbereitet bereit zum Qualifying. Und Jörg Weidinger machte sein Versprechen wahr, die Pole Position in der SP10 einzufahren.“
„Am Samstag hab ich dann alles drangesetzt, mein Versprechen auch wahr zu machen. Wie so oft nasse Strecke zu Trainingsbeginn. Wir haben lange gewartet, um sicher zu sein, dass die Strecke nun trocken genug ist (mit dem Risiko eines Trainingsabbruchs). Dann bin ich auf neuen Slicks raus und hab genau eine Runde gefahren, die einfach passte. Danach bin ich bis zum Abwinken des Qualifying auf dem GP-Kurs gekreist, um, falls es nötig werden sollte, nochmal nachzulegen. War es aber nicht. Die Erleichterung im Team war groß“, freute sich Jörg Weidinger über seine Pole Position.
„Im Rennen hatte ich erstmal die anstrengendste Einführungsrunde meines Lebens. Ich steige ins Auto, beim Losfahren in die Einführungsrunde seh ich, dass der Innenspiegel – warum auch immer – gebrochen ist und die Sicht nach hinten mehr als bescheiden ist. Toll. In jeder Kurve fielen die Splitter aus dem Spiegel und sausten im Auto herum. Und weil das nicht reicht fiel mir 300m vor dem „GRID“-Schild auf der Döttinger Höhe das ABS aus und ich musste einen kompletten Reset machen, mit Motor und Hauptschalter aus.“
Wolfgang Weber im Mathol Aston-Martin hat beim Start sofort versucht, sich im Getümmel überall am GP-Kurs vorbeizudrücken, aber ich konnte immer parieren und wäre vor lauter Verteidigung um ein Haar beim Dörr-McLaren mitten durch‘s Auto gefahren nach seinem Dreher. Ich wusste: Wenn er mal vorne ist wird‘s schwer, dementsprechend habe ich gekämpft. Der letzte echte Angriff war Einfahrt Nordschleife, ich habe etwas geblockt, dann sah ich ab Hatzenbach, dass ich das Tempo des Aston Martin halten konnte. Wir kamen aus der ersten Runde mit ca. 200m Abstand, auf dem GP-Kurs ist der Aston etwas schneller, aber auf der Nordschleife stimmte der Abstand wieder. So weit so gut. Wir kamen über die Quiddelbacher Brücke und ich sah vor mir: Stau! Eine Kolonne von bestimmt 20 Autos, nicht zu sehen was vorne los war. Alle fuhren 60km/h. Nach der eindringlichen Fahrerbesprechung war mein erster Gedanke klar: Gelbphase irgendwo viel weiter vorne, alle fahren 60. Der Aston klebte nun an meiner hinteren Stoßstange, ich fluchte. Und Wolfgang zackte wie ich von links nach rechts, um zu sehen was los war. Als wir über den Flugplatz drüber waren, immer noch kein Posten mit gelber Flagge. Wie weit musste dieser Unfall nur weg sein, dass es sich so staute? Als man endlich Richtung Schwedenkreuz die Spitze der Kolonne sehen konnte (blauer Ferrari) war klar: Hier stimmt was nicht! Nur warum überholte keiner? Alles Profis, der Alzen GT40 und viele andere fuhren dem Ferrari mit 60km/h hinterher. Und in dem Moment als ich mir das dachte war Wolfgang mit seiner Reaktion den entscheidenden Tick schneller, zog raus und an der ganzen Reihe vorbei. Ich hinterher, aber sofort hatten wir (nachdem nun jeder reagierte und es haarige Situationen gab) plötzlich einige Autos zwischen uns, was ihm den entscheidenden Abstand verschaffte.
Der Rest des Stints war gut, in den neuen Gelbphasen war ich tendenziell eher etwas zu vorsichtig, wenn ich mir die Konkurrenten um mich rum so ansah, aber das wird sich einspielen denke ich.
Dem Max kann ich nur zu seinem sehr guten Doppelstint gratulieren, toll die Position verteidigt, und das obwohl der GT4 bezüglich Konzentration und auch konditionell nicht gerade einfach zu fahren ist. Der 2. Rang war verdient, und ich denke, dass wir bei der Musik sind.“
Für Max Partl war dies dann auch kein größeres Problem und so konnte er den hervorragenden Platz 2 in der Klasse SP 10 einfahren.
Ein bewegtes Wochenende fand somit für das gesamte Team Scheid einen sehr guten Abschluss, entsprechend groß war die Vorfreude bei allen.
Max Partl zu diesem außergewöhnlichen Rennwochenende:
„Am Donnerstag nachmittag hat wohl keiner daran geglaubt, dass wir am Wochenende überhaupt teilnehmen können. Doch wer uns kennt, weiß dass wir immer einen „Joker“ im Ärmel haben. (Stell dir die Situation vor, du verschrottest um 16. 00 Uhr ein Auto, und um 22.00 Uhr steht ein neues da, … uns standen vor Lachen/Freude echt Tränen in den Augen).
Die ersten Runden Samstag im Quali nach dem Crash waren für mich nicht anders als sonst, aber dennoch hatte ich ein komisches Gefühl, ständig die Unfall Stelle zu passieren (zum Glück kommt man auf der Nordschleife nur rund alle 10 Minuten daran vorbei), dazu kam auch noch, dass auf der Strecke eine Mischung aus trockenen, nassen und teils sehr schmutzigen Stellen herrschte.
Im Rennen dann fühlte ich mich endlich wieder richtig Wohl und konnte auch meine angestrebten Zeiten fahren. Einen Doppelstint zu fahren war für mich das erste mal, jedoch kein Problem, da ich mich im Winter auf die Saison gut vorbereitet hab. (Hätte ruhig noch ein wenig weiter gehen können). Dann noch P2 in der Klasse einzufahren war natürlich spitze und der Donnerstag fast vergessen.
Alles in allem ein schönes Wochenende mit dem Team Scheid. Ein großes Dankeschön meinerseits geht an den Teamchef Hannes Scheid, der mir nach dem Unfall auf die Schulter geklopft und Mut gemacht hat. Daran erkennt man die wahre Stärke eines Teamchefs. Vielen Dank!“
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